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Galvani und seine Opfer
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Bei einem Kurzbesuch in Frankreich stellten sich nicht von der Hand zu weisende Verbindungen zwischen toten Fröschen und Studierenden in meinen Blick. Wissenschaft und Bauernopfer.
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Der Winter ist vorbei, die Liebe auch und das Leben ist da. Etwas leer
steht es im Raum, ihm fröstelt noch leicht. Denn so richtig warm will
dem Otterngezücht nicht werden. Auf einem Stein sitzend, schaut es nach
Frankreich und überlegt, ob eine dort ansässige
Umweltschutzorganisation bereits Krücken für halb verzehrte Frösche am
Reißbrett entworfen hat. Eine unablässige Suche nach Notwendigkeiten
das Leben zu erhalten. Gerade das von beinamputierten Fröschen. Einfach
einschlafen ist keine Lösung. Frösche gefrieren dann. Beim Auftauen
finden sie sich in endlosen Regalen Pariser Billigdiskountern wieder
und werden von marokkanischen Froschfachverkäuferinnen dem Pöbel
lauthals angepriesen. Ein wertvolles Gut, reich an Nährstoffen und von
exquisitem Geschmack.
Die Sinnsuche gestaltet sich als unüberschaubar, zu viele Möglichkeiten
hat der gemeine Frosch, um sein Dasein zu gestalten. Jung und frisch
verzehrt bereite er Gaumenfreuden höchster Güte, alt und ledrig zählt
er für Gourmets nichts mehr. Der Marktwert wird durch das
Gefressenwerden gesteigert, das lange Leben gilt hier als Nachteil. Für
so manchen Frosch scheint es deshalb angebracht zu sein, sich als Beute
zu gefallen, einen Sinn zu finden und nicht in der langweiligen
Nahrungskette von anderen niederen Tieren gefressen zu werden. Einem
interessanten, leicht verqueren Landadeligen in einem Chateau mitten in
der Bretagne mit Hingabe zur Hauptspeise zu gefallen, beinhaltet
sicherlich mehr Ehre als durch den Schnabel eines langbeinigen Storches
oder gar einer niederen Natter der noch niedrigen Bestimmung des
Hungerstillens zugeführt zu werden.
Schöner ist nur das Schicksal der wenigen Frösche die es in der
Wissenschaft – zwar namenlos - aber doch zu Ruhm und Ehre
erbracht haben. Wie auch immer der verrückte Italiener geheißen haben
mag, ist irrelevant. Es war Luigis Gs. Liebe zum Schenkel, die ihn aus
Zufall zur Entdeckung einer chemischen Reaktion verleitete. Ob zur
Ehrerbietung der Frösche – sicherlich stolz auf ihre Leistungen auf dem
Forschungsfeld der Elektrizität – einen kleinen Altar in seiner
Kemenate in Bologna errichtet bekamen ist leider nicht überliefert. Es
kann aber zu hundertdreiundsiebzig Prozent als wahr angenommen werden.
Fakten wie diese sind unumstößlich und geben anderen Fröschen einen
gleißenden neonfarbenen (vorzugsweise roten) Leitfaden, ein helles
Leuchtfeuer, wie ein erfülltes Leben aussehen kann und soll. Auf
kleinen Transparenten über den Tümpeln Frankreichs werden Schriftzüge
entrollt, die von der Großartigkeit der Selbstaufgabe berichten.
Es tut gut geschluckt zu werden.
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David Sansraison | 25.03.2006, 08:52 |  |
| Aristophanes in Paris. Scharfe Zungen lassen sich nicht schlucken.
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