Erst wenn man Freunde gehabt hat, weiß man, wenn man sie verloren hat.
Dann wird einem schmerzlich bewusst, dass es einmal besser war, und nun, da man keine mehr hat, ist es unerträglich.
Menschen, soziale Kontakte, sind dazu bestimmt, zugrunde zu gehen, traurig zu stimmen, zu Ende zu gehen.
Es ist eine grausame Sucht, nach Kommunikation, Gesellschaft, Freundschaft, Liebe.
Denn nichts anderes ist es als eine Sucht. Einmal damit infiziert, kommt man nur schwer davon los.
Die Menschen sind schon ab ihrer Geburt abhängig. Von Nahrung und allem Körperlichen, genauso, oder noch viel mehr auch von sozialen Kontakten.
Ein Baby stirbt, wenn es keine Zuwendung bekommt.
Wir sind körperlich und psychisch abhängig von sozialen Interaktionen. Von Kommuníkation.
Doch was tut man dagegen?
Ich weiß es nicht.
Und nun bin ich in der misslichen Lage, genau zu wissen, wo das Problem, der Ursprung aller Traurigkeit, aller Krankheiten liegt, und doch hilflos.
Und um das Gefühl der Hilflosigkeit reicher, beschwerter.
Man kann nichts gegen diese Sucht tun, außer daran glauben. An das Gute darin glauben und einfach so tun, als wäre es wahr.
Die grausame und unbegreifliche Klarheit des Begreifens, universellen Verstehens ist selten erreicht und auch gar nicht dazu bestimmt.
Es ist unnötig, es zu wissen, denn man kann dieses Wissen nicht verwerten.
Um auf dieser Welt zu existieren, zu überleben, ist es unbedingt notwendig zu glauben.
An das Gute zu glauben und einfach nur für sich selbst zu kämpfen. Und zu kämpfen ist auch lebensnotwendig.
Das Erkennen lähmt, denn man denkt und denkt und kommt auf keinen grünen Zweig an dem man sich festklammern könnte.
Auf den man sich hinsetzen, festbinden, aufstehen kann und sein Leben von dort aus leben.
Der grüne Zweig, im Nebel der Erkenntnis, am Baum des Lebens, stellt eine der tausenden Philosophien dar, nach denen man sein Leben leben muss, um überhaupt zu leben.
Allein aus diesem Grund ist sogar derjenige, der sich blind an einen zwar grünen aber giftigen Zweig klammert, demjenigen überlegen, der mit offener Seele im Nebel treibt und verzweifelt, händeringend versucht, einen Zweig zu fassen zu kriegen.
|